Gwand
Die historische VorlageAnfang der 1970er Jahre begannen wir, bei unserer Tracht nach etwas "Eigenem" zu suchen. Wir wollten eine Tracht, die aus unserer Gegend überliefert ist. Das, was wir in verschiedenen Heimatmuseen und Büchern fanden, war entweder keine vollständige Tracht oder nicht regionalbezogen in dem Sinn, wie wir es erwartet hatten. Nach längerem Suchen wurden wir im Rosenheimer Stadtarchiv fündig. Friedrich Wilhelm Doppelmayr, rechtskundiger Aktuar am Landgericht Rosenheim, hat in seinen "Zeichnungen und Skizzen nach der Natur aus den Gegenden des Kgl. Baier. Landgerichts Rosenheim" Zeichnungen von Land und Leuten aus der Zeit um 1810 hinterlassen und damit auch Bilder der Kleidung.
Die ErneuerungIn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Tracht auf Grund von verschiedenen Einflüssen und gesellschaftlichen Entwicklungen nicht mehr attraktiv und wurde durch andere Kleidungsformen ersetzt. Rund 160 Jahre später haben wir die Trachten aus der Zeit Doppelmayrs aufgegriffen und begonnen, sie zu erneuern. Wenn die historische Vorlage zu neuem Leben erwachen sollte, musste die Erneuerung den Veränderungen bei den Stoffen und den Tragegewohnheiten Rechnung tragen - so, als ob sich die Tracht ohne unser Zutun aus den historischen Vorlagen entwickelt hätte. Außerdem wollten wir mit ihr tanzen können (und nicht „nur“ Menuette), sie sollte uns als Verein erkennbar machen und auch als gutes G’wand für den privaten Bereich eignen. Mit diesen Erwartungen und den Doppelmayr-Bildern gingen wir zu Trachtenschneiderinnen und -schneidern sowie zu Hut- und Schuhmachern, die mit ihrem Fachwissen die alte Tracht zu neuem Leben erweckten.
Unsere „Erneuerte Rosenheimer Tracht“Unsere „Erneuerte Rosenheimer Tracht“ ist das Ergebnis unseres Weges, an die historischen Vorlagen anzuknüpfen und diese zu neuem Leben zu erwecken. Besonders Trachtenkundler werden im Vergleich mit dem historischen Original verschiedene Veränderungen feststellen. Ein Teil davon entstand bewusst, verschiedenes ist auf die künstlerische Handschrift der Trachtenhandwerker zurückzuführen und manchmal führte auch eine Arbeitserleichterung in der Schneiderei zu Veränderungen. Aber auch wenn die Tracht ohne Unterbrechung weiter getragen worden wäre, hätte sie sich verändert. Wie diese Veränderungen ausgesehen hätten, lässt sich schwer sagen. Unsere Tracht erhebt nicht den Anspruch, „die“ erneuerte Tracht zu sein. Die Vielfalt, die uns in den Zeichnungen Doppelmayrs begegnet, und unterschiedliche Ansätze für eine Erneuerung lassen auch andere Entwicklungen zu, die genauso „richtig“ sind wie unsere, nur eben anders. Durch das einheitliche Erscheinungsbild sind wir als Gruppe und Verein erkennbar. Gleichzeitig trägt unsere Tracht die persönliche „Handschrift“ derer, die sie tragen. Wer genauer hinschaut, wird feststellen, dass die Tracht in vielen Details individuell ausgestaltet ist, von den Schuhen bis zum Hutschmuck, dass sie sich dabei auch verändert und weiterentwickelt. |
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Was unsere Frauen tragen
Was unsere Männer tragen
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